– Klimafolgenanpassung/ Klimaresilienz

Eine fachliche Einordnung von Michael Mosebach, Klimaschutz- und Nachhaligkeitsmanagement Stadt Coburg

Mit Hinblick auf die zukünftig projizierten Klimaänderungen bedarf es für die Anpassung der Stadtstrukturen an die Folgen des Klimawandels neuer Wege, um einerseits die notwendigen (wirtschaftlichen) Wachstums- und Nachverdichtungsimpulse zu ermöglichen ohne andererseits die nachhaltige Lebensqualität und Attraktivität der Stadt zu verlieren.

Das Klima in der Stadt unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht zu dem auf dem Land. Aufgrund der engen Bebauung und der damit verbundenen Belüftungsproblematik (weniger Luftaustauschbahnen und Frischluftschneisen) ist die Wärmebelastung in Städten höher als auf dem Land, wo es mehr Kaltluft produzierende Flächen und Kaltluftsammelgebiete gibt. Daher ist das Klima in ländlichen Regionen im Sommer kühler und im Winter kälter. Das städtische Windfeld dagegen begrenzt sich auf wenige Freiflächen, welche in der Stadt als Luftaustauschbahnen zur Verfügung stehen (z.B. Stadtparks, Gleiskörper und große und breite Straßen), was die Durchlüftung der Städte erschwert und die Hitzebelastung erhöht. Jedes Gebäude stellt ferner ein potenzielles Strömungshindernis für die Zufuhr von frischer und kühler Luft dar. Hierdurch kann sich der sogenannte urbane Wärmeinseleffekt verstärken. Vor allem an heißen Tagen absorbieren die Fassaden der Gebäude die Wärme in sehr hohem Maße und heizen sich stark auf. In der Nacht wird diese Wärme wieder abgestrahlt, wodurch es in den Städten auch nachts besonders warm ist und die nächtliche Erholung der Menschen negativ beeinflusst sowie gesundheitliche Hitzebelastungen verstärkt werden. Der in dichten, verstädterten Räumen bereits heute bestehende urbane Wärmeinseleffekt wird sich durch die Folgen des Menschen gemachten Klimawandels in Zukunft absehbar noch weiter verstärken.

Verschiedene wissenschaftliche Projektionen gehen von einer Zunahme der Jahresdurchschnittstemperatur um ~ 2°C und einer Häufung der tropischen Nächte in den nächsten Jahrzehnten auch in deutschen Städten aus.

Zur Reduzierung der Auswirkungen von klimawandelbedingten Hitzeereignissen und somit zur Veränderung und Verbesserung des Stadt- oder Mikroklimas bieten sich verschiedene Maßnahmen an:

  • Pflanzen & Kühlung: Die Anpflanzung zusätzlicher Bäume, Sträucher und Hecken trägt innerhalb bebauter Gebiete zu einer Reduzierung der Aufheizung und somit auch zum thermischen Ausgleich in überwärmten Stadtstrukturen bei, da durch die Verdunstung von Wasser über die Blätter (Evapotranspiration) die Luftfeuchtigkeit erhöht und hierdurch die Temperatur in der unmittelbaren Umgebung gesenkt wird. Durch die Bildung von Biomasse wird zudem Kohlenstoffdioxid aus der Umgebungsluft gebunden und Sauerstoff gebildet.
  • Bauen & Begrünen: Durch das Anbringen von Fassadenbegrünungen bieten sich weitere Chancen und Potenziale zur Reduzierung der Auswirkungen von klimawandelbedingten Hitzeereignissen. Je nach Gebäudehöhe kann die Fassadenfläche die überbaubare Bodenfläche weit übersteigen, wodurch die Nutzung gerade von hohen Gebäudefassaden als „vertikale Grünfläche“ einen hohen thermischen Nutzen aufweist, da die Verschattungswirkung der Vegetation das Aufheizen des unterliegenden Baumaterials verhindert.
  • Dächer begrünen: Bedingt durch den Menschen gemachten Klimawandel nehmen auch in Deutschland Unwetter und Starkregenereignisse zu, wodurch es, gerade in städtischen (Teil-)Gebieten mit hohen Versiegelungsgraden, zu (kurzzeitigen) Überlastungen der Entwässerungssysteme und somit zu Hochwasser- und Überschwemmungsereignissen und hieraus resultierend auch zu finanziellen und wirtschaftlichen Schäden kommen kann. „Für die Stadtentwässerung ist die verminderte und zeitlich verzögerte Abgabe des Regenwassers (Abflussverzögerung, Retention) zur Entlastung der Kanalisation daher von hoher Bedeutung“ (Bundesamt für Naturschutz 2019). Durch das Vermeiden von Komplettversiegelungen von Flächen, können diese Flächen als zusätzliche Versickerungsräume dienen. Ist ein Versiegelung von Flächen nicht vermeidbar, stellt der Rückhalt von Regenwasser durch begrünte Dächer ein wichtiges Element für das urbane Regenwassermanagement dar, da das Wasser zum einen in der Substrat- und Drainageschicht (zwischen-)gespeichert wird und das überschüssige Wasser zum anderen nach Sättigung der Schichten zeitverzögert und über einen längeren Zeitraum hinweg abfließt. Hierdurch können Abflussspitzen gedämpft, die kommunalen Entwässerungssysteme entlastet und somit die Gefahr von durch Starkregen induzierten urbanen Überflutungen verringert werden.
  • Grünoasen als Klimakomfortinseln: Quartiersbezogene und über die Stadt verteilte Grünräume und -oasen, auch als Klimakomfortinseln bezeichnet, können bei Hitzeereignissen als klimatische Entlastungsräume dienen, gerade auch für Menschen, welche nicht über einen eigenen Garten oder eigenes Grün verfügen. Klimakomfortinseln können daher als eine Aufwertung im Sinne einer Anpassungsstrategie an die Folgen des Menschen gemachten Klimawandels gesehen werden.

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2020 Stadtverwaltung Coburg