Rede von Michael Stoschek zum Globe-Spatenstich am 21.10.20
Die Geschichte des GLOBE ist ein in der jüngeren Coburger Geschichte nicht unüblicher Vorgang: Ein Stadtratsbeschluss muss zurückgenommen werden. Für die Dauer der Sanierung des Coburger Landestheaters sollte ein Interimsbau am Anger errichtet werden mit einer großzügigen Förderung durch den Freistaat Bayern unter der Bedingung, dass das Gebäude nach fünf Jahren abgerissen wird.
Ende 2017 kommen zwei Studenten aus dem Fachbereich Architektur der Coburger Hochschule auf die Idee, den attraktiven Rundbau GLOBE dauerhaft zu nutzen und ihn an einer viel interessanteren Stelle zu platzieren. Es ist der Ort, an dem wir uns heute befinden. Die Coburger Tageszeitungen veröffentlichen eine Computeranimation dieses Gebäudes auf dem Güterbahnhofsgelände. Der Entwurf überzeugt drei entschlossene Coburger Unternehmer und sie einigen sich kurzfristig, diese großartige Idee durch die Finanzierung der Bauplanung zu unterstützen. Als sich dann der bayerische Ministerpräsident Markus Söder innerhalb von nur 24 Stunden entschließt, dieses wegweisende Projekt auf dem Zukunftsgelände der jungen Generation mit zehn Millionen Euro zu unterstützen, ist die Öffentlichkeit begeistert. Der Stadtrat revidiert seine Entscheidung zum Interimsbau auf dem Anger und folgt dem Bürgerwillen.
Die Ideen zum GLOBE und zur Entwicklung des Güterbahnhofsgeländes sind in erster Linie Menschen zu verdanken, die sich ohne politisches Amt mit Kreativität, Verstand und Leidenschaft für ihre Geburts- oder Heimatstadt engagieren. Ich denke zum Beispiel an Professor Auwi Stübbe, Karl-Heinz Glodschei, Stefanie Jühling, aber auch Tina-Maria Vlantoussi-Kaeser, Professor Christiane Fritze oder Fritz Frömming.
Schon 2009 in der Ära Norbert Kastner hat Professor Ackers ein wegweisendes Stadtentwicklungskonzept für Coburg erarbeitet. Er sprach über das Güterbahnhofsgelände als „Band für Wissenschaft, Technik und Design“ folgendermaßen: „Ein neues Stadtviertel mit dem Schwerpunkt Wissenschaft, Technik und Design kann hier in den kommenden zwei Jahrzehnten im räumlichen Zusammenhang mit der Innenstadt entwickelt werden. Hier sollen sich unter anderem Ingenieurdienstleistungen, Designlabors, Forschungseinrichtungen und Institute ansiedeln und durch Gründerzentren, Mediennetzwerke und Verbund mit bestehenden Unternehmen besondere Stärken entfalten. Hier wird sich die Itz als ein wichtiges Bindeglied zur Stadt und als naturräumliches Element der Gestaltung einbinden und dem gesamten Gebiet Charakter und Atmosphäre geben.“ Und, so Ackers weiter: „Der Wert, den dieses Gebiet für die gesamte Innenstadtentwicklung bereithält, macht eine sorgfältige Integration und besonders architektonische Qualitäten erforderlich.“
Vor dem Hintergrund eines immer größeren Interesses junger Menschen am Erhalt der Natur sieht der von den Coburger Unternehmern in Auftrag gegebene Gestaltungsleitfaden für das Güterbahnhofsgelände 40 Prozent Grünfläche vor. Sie haben deshalb dem Gelände den Namen „Band der Wissenschaft, Kunst und Natur“ gegeben.
Deshalb unser dringender Appell an die Verantwortlichen in Verwaltung und Stadtrat, und insbesondere an Frau Regierungspräsidentin Piwernetz: Erhalten Sie den Charme der historischen Bauwerke und die Natürlichkeit der ursprünglichen Nutzung. Verhindern Sie die anstelle von Grünflächen geplanten Baufenster eines Gewerbegebiets mit versiegelten Asphaltstraßen.
Bekanntlich leidet Coburg an der Überalterung seiner Bevölkerung. Deshalb hängt die positive Zukunft unserer Stadt unmittelbar damit zusammen, ob es gelingt, junge Menschen zu qualifizieren und sie hier auf dem Gelände in Startup-Unternehmen für einen Berufseinstieg zu gewinnen. Was die Gebäude dafür betrifft, so ist Kreativität, Innovation und Improvisation wichtiger als Perfektion. Welch ein Segen, dass die Modernisierung und der Anbau der Pakethalle aus finanziellen Gründen gescheitert sind.
Erst vor vier Wochen schrieb die Präsidentin der Hochschule Coburg, Frau Prof. Fritze, an den Oberbürgermeister und die Damen und Herren des Stadtrats als Reaktion auf den ausgelegten Bebauungsplanentwurf für den ehemaligen Güterbahnhof, dass die Hochschule einen Nutzungsbedarf für das gesamte Gelände sieht und betont für die Gestaltung des Areals, ich zitiere: „Alles soll Innovationsbezug und Campuscharakter ausstrahlen“. Als Vertreter der Wirtschaft begrüße ich diese klare Aussage.
Meine Damen und Herren,
zum Schluss möchte ich nochmals an den Anfang meiner Ausführungen erinnern: Ich sprach von Menschen, die sich ohne politisches Mandat mit Kreativität und Leidenschaft für die Zukunft dieser Stadt engagieren.Das GLOBE im Süden und CREAPOLIS im Norden sind Beispiele dieses Engagements.